Rosskastanien-Allee
Rettungsaktion für Ragazer Rosskastanien-Allee lanciert
Sarganserländer Donnerstag, 24. September 2020 (von Denise Alig)
Die Rosskastanien-Allee beim Giessenpark in Bad Ragaz soll erhalten bleiben. Dafür setzt sich Initiantin Ulrike Grob ein. Fachleute geben ihr recht. Die von der Miniermotte befallenen Bäume sind in gutem statischem Zustand. Eine Fällung der ganzen Allee wäre unverständlich, wie Fachleute bestätigen.
In der „ Ragazetta“ vom Juni 2019 war die Bevölkerung von Bad Ragaz durch die Ortsgemeinde informiert worden, dass die ca. 100-jährige Rosskastanien-Allee Giessenpark Süd im Jahr 2020 als Einheit gefällt werden solle. Mit diesen Worten erinnert sich die in Bad Ragaz wohnhafte Initiantin Ulrike Grob an jenen Tag, als sie beschloss, sich für den Erhalt der Rosskastanien-Allee zwischen der Maienfelderstrasse und dem Giessenpark einzusetzen.
Ein Schmetterling als Übeltäter
„In der „Ragazetta“ stand geschrieben, die Miniermotte habe den Bäumen so stark zugesetzt, dass eine Bekämpfung nicht mehr wirksam sei. Die Allee sei überaltert und krank, sodass der Erhalt auch aus ökonomischer Sicht nicht mehr sinnvoll sei, wurde argumentiert“, sagt sie. „Auch hiess es, die Art der Ersatzbepflanzung sei noch offen.“ Grund genug für Grob, der damals festgestellten Ursache für die Fällung der stattlichen Rosskastanien im Giessenpark auf den Grund zu gehen. „Warum werden die Blätter dieser Kastanienbäume bereits jetzt braun und fallen ab?“, fragte sie sich. Die Antwort war schnell gefunden. „Die Ursache ist ein unscheinbarer, etwa fünf Millimeter kleiner Schmetterling – die Kastanien-Miniermotte.“
Schäden durch Miniermotten sind nicht tödlich
Laut Grob schlüpfen die ersten Motten im Frühjahr aus den Puppen, die noch in den Blättern des Vorjahres stecken und die den Winter über auf dem Boden liegen geblieben sind. „Nach der Paarung werden kleine Eier auf der Blattoberseite abgelegt, woraus Larven schlüpfen, die im Lauf ihrer Entwicklung im Blatt „minieren“, das heisst, das Blatt wird von Innen her ausgehöhlt. Durch die Schäden verlieren die Blätter ihre photosynthetische Aktivität, vertrocknen und fallen vorzeitig ab. Dies ergibt eine gewisse optische Beeinträchtigung und die Bäume können durch den vorzeitigen Laubfall auch weniger Reservestoffe einlagern“, erklärt sie. „Die Rosskastanien sterben dadurch jedoch nicht ab.“ Sie sind generell langlebig und können bis zu 300 Jahre alt werden.
Externe Fachleute kommen zum gleichen Schluss
Die Ortsgemeinde ist es, die für die Rosskastanien-Allee verantwortlich ist. Ortsgemeindepräsident Mario Mullis hat infolgedessen von einem Baumspezialisten aus Chur ein Gutachten erstellen lassen. Dieses Gutachten und die sachkundige Diplomingenieurin Antje Lichtenauer ( Baumbüro Zürich ), welche durch Grob zugezogen wurde, kamen beide zum gleichen Schluss. „Glücklicherweise – trotz Alter und Miniermottenbefall – sind die Rosskastanien in gutem statischem Zustand, und daher wäre eine Fällung unverständlich. Wichtig ist allerdings, die Kronen zu pflegen durch Entfernung kahler, abgestorbener Äste oder eine Einkürzung sehr ausladender Äste. Mit einer regelmässigen Kontrolle und fachmännisch ausgeführter Baumpflege könnten die Bäume noch viele Jahre erhalten werden“, führt Grob denn auch mit Berufung auf die Experten aus.
Erfolgreiche Ragazer Laubsammelaktion
Sarganserländer Mittwoch, 18. November 2020
Die Rettung der Rosskastanien im Giessenpark ist auf gutem Weg. An Zwei Samstagen haben mehr als 50 Personen mitgeholfen, Laub zu sammeln und somit den Miniermottenbefall zu bekämpfen.
Dem Aufruf zur Laubsammelaktion zur Rettung der Rosskastanien-Allee zwischen der Maienfelderstrasse und dem Giessenpark in Bad Ragaz sind in kurzer Zeit 55 Personen gefolgt. Auch sind zahlreiche Sympathiekundgebungen eingegangen. Das geht aus einer Medienmitteilung der Gruppe „proR“ hervor. vernichtet werden, um das Überwintern der Larven zu verhindern.
Die Gruppe hat sich am vergangenen Samstag aktiv an der Aktion beteiligt. Schon an einem Samstag im Oktober hatten Freiwillige im Alter von 18 bis 81 Jahren Big Bags und Mulden mit riesigen Mengen Kastanienlaub gefüllt, wie „proR“ schreibt. Das von der Larve der Miniermotte befallene Laub muss
Für 2021 wieder angemeldet
Die Entsorgung der grossen Laubmenge in der Kehrichtverbrennungsanlage in Buchs wurde von der Ortsgemeinde Bad Ragaz finanziert. Bei Kaffee und Gipfeli – organisiert vom Präsidenten der Ortsgemeinde Mario Mullis – wurden die arbeitsintensiven Vormittage im Restaurant Giessenpark beendet. Viele der Helferinnen und Helfer sind so motiviert, dass sie sich bereits für Aktionen im nächsten Jahr angemeldet haben.
Initiantin Ulrike Grob bedankt sich laut Mitteilung bei allen für die grosse Hilfsbereitschaft, darunter bei der Firme Bigger Gartenbau in Vilters für die Bereitstellung diverser Materialien sowie bei allen spontanen Unterstützerinnen und Unterstützern., darunter dem Director of Golf and Sports des Grand Resorts für die spontan zur Verfügung gestellten Getränke. Der definitive Bescheid der Ortsgemeinde über die Zukunft der Kastanienallee wird in Bälde erwartet. (pd)
Der Kampf gegen die Motte geht weiter
Sarganserländer Mittwoch, 17. November 2021
Auch dieses Jahr ist in der Rosskastanien-Allee im Bad Ragazer Giessenpark an zwei Tagen im Oktober und November Laub gesammelt worden. Dem Aufruf zur Aktion sind wieder viele freiwillige Helferinnen und Helfer sowohl aus Bad Ragaz als auch Sympathisanten aus Sargans und Maienfeld gefolgt; sie alle wollten sich für den Erhalt der einzigartigen Allee einsetzen. Durch das möglichst saubere Zusammennehmen des Falllaubes, in dem die Miniermotte ansonsten im Boden überwintern würde, kann der Befallsdruck der Miniermotte deutlich vermindert werden.
Viel Arbeit und eine Suppe
Bei jeweils optimalen Wetterbedingungen machten sich Gross und Klein daran, die von der Miniermotte befallenen Blätter in grosse Container zu werfen, was durch die Bereitstellung von geeigneten Sammelbehältern der Firma Bigger Gartenbau erleichtert wurde. Die arbeitsintensiven Vormittage wurden gemütlich im Giessenpark-Restaurant bei einem von der Ortsgemeinde Bad Ragaz gesponserten kleinen Snack und einer von Mathew und Judith Zacharias gespendeten Ingwer-Zitronengras-Suppe beendet. Initiantin Ulrike Grob bedankte sich, auch im Namen der Gruppe proR, bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern dieser Aktion. Sie werde auch im nächsten Jahr weitergeführt.
Natürliche Feinde
Geplant war ursprünglich, die rund 100-jährige Rosskastanien-Allee Giessenpark Süd aufgrund ihres Alters und wegen des Miniermottenbefalls als Einheit zu fällen. „Erfreulich ist, dass den Rosskastanien der eher nasse Sommer offensichtlich gutgetan hat“, heisst es in einer Mitteilung. Die vom ornithologischen Verein Bad Ragaz im Frühjahr angebrachten Nistkästen speziell für die Blau- und Kohlmeisen seien nahezu alle genutzt worden. Das ist gut für die Allee, denn die Meisen haben gelernt, die Motte zu fressen. Als ebenso erfreulich wird gewertet, dass sich in den frühen Morgenstunden Fledermäuse beobachten lassen, welche die Miniermotte ebenfalls fressen. Zur Unterstützung dieser positiven, natürlichen Entwicklung wird Hubert Bonderer, Präsident des ornithologischen Vereins, zusammen mit Vereinsmitgliedern Nistkästen für Fledermäuse bauen und diese im Frühling im Bereich der Allee anbringen.
Natürliches Gleichgewicht
„Es ist zu hoffen, dass sich auf diesem Weg mit den Jahren wieder ein Gleichgewicht der Natur einstellen wird“, so Ulrike Grob. “So lange dies aber noch nicht der Fall ist, hat sich vielerorts die Laubsammelaktion als wichtiges Mittel zur Bekämpfung der Ausbreitung der Miniermotte erwiesen.“ Untersuchungsergebnisse des Pflanzenschutzamtes in Berlin hätten den Erfolg der Laubsammlungen übrigens bestätigt. Wo im letzten Jahr gründlich Kastanienlaub gesammelt worden sei, seien im Frühling bis zu 80 Prozent weniger Motten geschlüpft. Im Durchschnitt seien etwa zwei Drittel weniger Motten in den Bäumen der geräumten Flächen aufgetreten. (pd)